Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Oberbürgermeisterin!
Zunächst einmal vielen Dank für die wie immer sachliche und objektive Tagungsleitung.
Der Kölner Büttenredner Karl Küpper, meine Damen und Herren, ist einer der wenigen, die es
geschafft haben, nicht nur zu Lebzeiten einen gewissen Ruhm zu erlangen. Und das zu einer
Zeit, als Karneval noch größtenteils live, also nicht im Fernsehen oder im Radio, stattfand.
Was Karl Küpper aber zu einer Ausnahmeerscheinung machte und heute mehr denn je machen würde, ist seine Unangepasstheit, sein Unwille, als Karnevalist im urtümlichsten Sinne
sich in den Dienst der jeweils Herrschenden zu stellen, ja, sein Mut, sich ihnen entgegenzustellen und das völlig ungeachtet ihrer politischen Couleur und ihrer Macht. Karl Küpper, meine
Damen und Herren, ist der Anti-Mitläufer, und das unterscheidet ihn wohltuend von all den
Krämerseelen, die letzte Woche sein Erbe für sich in Anspruch genommen haben.

(Ulrike Kessing [Bündnis 90/Die Grünen]: Und ein wunderbarer Anti-Nazi!)

Nicht nur die Nationalsozialisten mussten seinen beißenden Spott fürchten und bekämpften ihn
dafür. Nicht nur von ihnen wurde er mit einem Rede- und Auftrittsverbot belegt. Nein, auch
nach dem Krieg im vermeintlich entnazifizierten Köln war Küpper den Herrschenden ein Dorn im
Auge. Und so wurde er 1952 unter Mitwirkung von Bundeskanzler, Bundesinnenminister und
der Kölner Karnevalsobrigkeit erneut vom offiziellen Karneval ausgeschlossen.
Wie kaum eine zweite widerlegt die Vita Küppers die Mär vom obrigkeitskritischen und unangepassten Kölner Karneval und offenbart mehr, dass man zu allen Zeiten bemüht war, sich dem
herrschenden Zeitgeist an den Hals zu werfen – ohne Rücksicht auf Verluste. Seine Geradlinigkeit machte ihm unter allen Herren Schwierigkeiten; und ihn selbst hat sie sogar zum Heimatlosen in seiner eigenen Heimat gemacht. Die SPD verließ er nach kurzer Zeit wieder, weil er das Gefühl hatte, von ihr instrumentalisiert zu werden. Und auch bei der FDP hatte er wohl nur ein sehr kurzes Gastspiel. Es ist also vielleicht etwas vermessen, wenn sich die Altparteienriege hier jetzt zu den Bewahrern seines Erbes aufschwingt.
(Beifall bei der AfD)

Denn dann, meine Damen und Herren, müssten Sie sich auch fragen lassen, warum es für einen
so großen Kölner bisher nicht zu mehr gereicht hat als zu einer Plakette und zu einem kleinen
Plätzchen in der Stadt. Da gewähren Sie ja sogar einem Karl Marx mehr Andenken, wie wir
letztes Jahr gesehen haben.
Im politischen Umgang mit Verstorbenen ist natürlich eine gewisse Zurückhaltung geboten. Politische Vereinnahmungen verbieten sich da. Jemand, der vor fast 50 Jahren verstorben ist, den kann man schwerlich in die politische Farbenlehre der Gegenwart einsortieren. Und das wollen wir ausdrücklich auch nicht tun. Aber vielleicht lassen auch Sie besser die Finger davon. Es geht hier nicht um Gesinnung. Wir möchten Karl Küpper für seine Haltung ehren, für seinen Mut und seine Unangepasstheit – drei hervorstechende Eigenschaften, die man in Deutschland und in Köln in den letzten 100 Jahren leider allzu oft vermissen musste. Es wechseln vielmehr nur
die Farben: die Farben der Herrscher, die Farben der Mitläufer und die Farben der Opposition. So
heißt es auch in einer Rede Küppers aus der Nachkriegszeit – ich zitiere -:

Die Son brannt wie im Frieden. Ja,
wenn man blond ist, wird man rot. Wenn
man schwarz ist, wird man leicht braun.
Und wenn man braun ist, wird man wieder schwarz. Äwwe dat es nur de Son
schuld.

Meine Damen und Herren des Kölner Rates, es geht heute darum, vor der Geschichte einen
großen Kölner zu ehren, der jede Ehre verdient hat. Es geht um zeitlose Qualitäten wie Aufrichtigkeit, Mut und Geradlinigkeit. Es geht ausdrücklich nicht um parteipolitisches Kleinklein. Machen
Sie also bitte auch keines daraus. Stimmen Sie für unseren Antrag! – Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)