Matthias Büschges (AfD): Frau Oberbürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Schon seit 2016 beschäftigt sich der Stadtrat mit der Schaffung einer Erfüllungsquote für die Kinderbetreuung. Dazu zählen aber nicht nur Kindergärten, sondern auch Kindertagespflegen.
Meine Damen und Herren, die Kindertagespflegen in Köln schreien um Hilfe. Sie fühlen sich von der Stadt Köln alleingelassen. Während es nämlich für Kindergärten das Portal Little Bird gibt, das sowieso an allen Ecken und Enden fehlerhaft ist, gibt es das für Tageseltern nicht. Sie leben von Empfehlungen und Werbungen der Eltern.
Als ob das nicht schon schwer genug wäre, steigen jetzt wohl auch Kindergärten in das offensichtlich lukrative Buhlen um Kleinkinder mit ein.
Dort wird hinter der Hand damit geworben, dass Eltern den Platz für das zweijährige Kind annehmen müssten, da sie sonst in Wartelisten nach hinten gesetzt würden.
Es gleicht eigentlich einer Schmierenkomödie, die die Verwaltung um Frau Reker nicht besser hätte erfinden können. Die Stadt Köln bildet Tageseltern aus, die sich genau um die Kinder im U3-Bereich kümmern könnten, während Kindergärten das nicht in diesem Umfang leisten konnten und können werden; denn dort herrschen seit mehreren Jahren Notbetreuung und Personalmangel.
(Lino Hammer [Bündnis 90/Die Grünen] führt ein Gespräch)

– Haben Sie hier vorne eine Frage? – Danke.

Die Bezirke überbieten sich in neuen Negativrekorden, was die Betreuungsquoten angeht. Da können Sie auch noch etwas lernen. Theoretisch können wir also die Plätze vergeben, praktisch aber nicht. Tageseltern haben nämlich kein fixes Einkommen, und ihr Verdienst ist an die Anzahl der abgeschlossenen Verträge gekoppelt. Viele, die schon jahrzehntelang im Geschäft sind, schließen dieses Jahr ihre Tagespflege, weil sie es sich schlicht nicht leisten können, auf Sie zu warten.
Deswegen frage ich Sie mit Nachdruck, Herr Voigtsberger und Frau Reker: Was wollen Sie denn eigentlich? Haben Sie das Problem erkannt? Was sollen Tageseltern machen, die in 36 Tagen kein Einkommen mehr haben?
Wir setzen uns mit dem Antrag dafür ein, dass die Stadt Köln kurzfristig hilft, die Tageseltern besser
zu repräsentieren.
Und das funktioniert hervorragend über Werbung, zum Beispiel den KiWi-Ordner, Little Bird, Social- Media-Auftritte der Stadt Köln oder Kampagnen im Internet, damit Eltern die Möglichkeit bekommen, auch eine andere Option für ihr Kind zu wählen als nur einen Kindergarten.
Wir begrüßen das Pilotprojekt der Aufnahme in Little Bird in Ehrenfeld. Aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen das auf ganz Köln ausweiten.
Es soll auch nur eine schnelle Notlösung sein; denn es ist – ich sagte es Ihnen – kurz vor zwölf. Und dann sollten Sie sich von der Verwaltung überlegen, wie Sie weiter vorgehen wollen. Wollen Sie weiter Tageseltern ausbilden, obwohl Sie wissen, dass U3-Kinder abgeworben werden und Tageseltern daher keine Verträge abschließen
und kein Geld verdienen können? Oder wollen Sie das nicht?
Deswegen sollten Sie sich ehrlich machen, und zwar am besten zeitnah. Denn die große Welle der Schließungen in allen Stadtbezirken nimmt langsam Fahrt auf. Erschreckend viele Tageseltern – ich sagte es – können es sich schlicht nicht leisten, noch länger auf Sie zu warten und von ihren Ersparnissen, wenn sie denn welche haben,
zu leben und zu hoffen.
Wie können wir jetzt und heute die Tageseltern unterstützen, die von Ihnen bisher alleingelassen wurden? Wir haben qualifiziertes Personal, das U3-Kinder betreuen kann, und nutzen es einfach nicht. Stattdessen sind die Kindergärten voll mit Kindern aus dem U3-Bereich, und dort gibt es Personalnot und Notbetreuung.

(Beifall bei der AfD)

Es gibt hier also nur Verlierer: Eltern, die ihre Kinder allein betreuen müssen, weil im Kindergarten Notbetreuung ist, Tageseltern, die freie Plätze haben, also keine Verträge abschließen, und Kindergärten, die froh sind, wenn vielleicht mal drei Viertel aller Erzieher verfügbar sind.
Eine Trennung wäre hier deswegen dringend angebracht. Warum das bisher nicht geschehen ist, konnte mir bisher niemand erklären – vielleicht Sie ja, Herr Voigtsberger. Welchen Nutzen hat es,dass Tageseltern ausgebildet werden und Kindergärten die U3-Kinder trotzdem erfolgreich abwerben können, obwohl Drei-, Vier- oder Fünfjährige dort keinen Platz bekommen? Da müssten Sie doch als Verwaltung einschreiten.
Langfristig muss aber auch das Finanzierungskonzept der Kindertagespflegen auf die Probe gestellt werden, damit Tageseltern sich ohne Sorgen und das Buhlen um Kinder auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren können. Das wollen wir aber ausdrücklich prüfen lassen und warten daher die Expertenrunde ab, die zu gründen Herr Voigtsberger versprochen hat.
Meine Damen und Herren, unterstützen Sie unseren Antrag. Lassen Sie uns uns gemeinsam darum kümmern, wie wir die Kinderbetreuung in Köln dann noch besser aufstellen können. Wir senden damit ein Zeichen an die vielen Tageseltern in Köln und zollen ihnen damit Respekt und Anerkennung für Ihre Arbeit. Denn dieser Antrag
soll nicht nur zeigen, dass wir dieses Problem erkannt haben, das ich Ihnen hier skizziert habe, sondern auch unsere Wertschätzung und Anerkennung für die Tageseltern in Köln ausdrücken.
Danke für die wichtige Arbeit und die Betreuung mit Herz und Leidenschaft, und danke, dass wir uns, teilweise zumindest, auf Sie verlassen können!

Wir sind an Ihrer Seite und hören Ihre Hilferufe. – Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD)

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