Hurra, für die Verbesserung „der Kölner Schulstruktur“ stehen pro Jahr rund 25 Millionen Euro bereit; zugegeben ein ordentlicher Schluck aus der Pulle.

Kurzfristig sollen dabei allein 18 Millionen Euro für die Einführung von sogenannten „Touch-Panels“ ausgegeben werden, was für die Medien, insbesondere die elektronischen, Auftakt zu einer „Jubelberichterstattung“ werden soll: Köln, im Mainstream der vielfältigen Bildungsoffensiven an vorderster Front, so jedenfalls die Absicht der Planer in Stadt und Land.

Dabei gäbe es doch – als Sofortmaßnahme – weit Wichtigeres zu tun: Wer sich Kölner Schulen einmal vor Ort ansieht, für den wird unübersehbar klar, in welch katastrophalem baulichen Zustand sich diese Bildungsanstalten seit Jahren befinden.Klassenräume, in denen der Putz quasi von den Wänden fällt, fehlende Bestuhlung, Lampen, die nicht funktionieren, Turnhallen die nicht genutzt werden können, weil   für „andere Zwecke“ gebraucht. Die Toilettenanlagen sind dabei ein besonderes Ärgernis. „Es stinkt zum Himmel“, und das kann durchaus wörtlich verstanden werden.

Die epochale Wende von der „antiken Kreidezeit“ der Schiefertafel hin zur Smartboard-Technologie, als eine Art Quantensprung gefeiert, soll endlich  den Zeitgeist der modernen Pädagogik manifestieren. Von der Grundschule bis zum Abitur spielerisch lernen, nebenbei erzogen und gut unterhalten werden, das  ist sozusagen die Leitidee.

Die wissenschaftlich untermauerte Kritik an der Fortsetzung der sog. „Edutainment-Pädagogik“ bleibt un-berücksichtigt. Hierbei geht es um die unverträgliche Kombination zweier Motive: einerseits dem Lernen in der pädagogischen Tradition einer Unterordnung, verbunden mit Mühsal und Unterwerfung in abhängiger Arbeit, andererseits als Spiel und Unterhaltung, das in einer Assoziation mit Selbstbestimmung, freier Wahl und Vergnügen steht. Aldous Huxley hatte in seinem Werk „Schöne neue Welt“ diese Entwicklung voraus- geahnt und als unitaristisches Gesellschaftssystem beschrieben, das letztlich nur noch der Norm leidlosen Vergnügens folgt.

Touch-Panels sind Produkte dieser Edutainment-Pädagogik, die wertvolle Hilfsmittel für den Unterricht sein können, aber nicht für die Qualität des Unterrichts an sich stehen. Sie sollten erst nach der Grundschule ein-gesetzt werden, wenn Lernen als Anstrengung seinen Wert erfahren hat – und auch erst dann, wenn der Putz nicht mehr von den Wänden fällt….