Frau Oberbürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die KölnTourismus GmbH möchte mit dem vorliegenden Antrag einen Betriebskostenzuschuss in
Höhe von rund 260 000 Euro für das laufende Jahr von uns haben. Wir sagen: Dieses Geld
können wir als Stadt Köln getrost sparen. – Gern erläutere ich Ihnen, warum meine Fraktion dieser
Ansicht ist und wie das zu bewerkstelligen wäre.
Vor einigen Wochen haben wir durch einen zufälligen Hinweis eines Studenten von erheblichen
Papier- und Druckmengenerzeugnissen erfahren, die von der KölnTourismus GmbH regelmäßig immer wieder entsorgt werden. Wir haben daraufhin im Ausschuss Umwelt und Grün eine entsprechende Frage gestellt und nach Auflagenhöhe, nach verkauften, verteilten, entsorgten Mengen usw. über die letzten drei Jahre gefragt.
Daraufhin haben wir eine wirklich bemerkenswerte Antwort der KölnTourismus GmbH bekommen, die eigentlich nur zwei Schlussfolgerungen zulässt: Entweder möchte die KölnTourismus GmbH diese Zahlen auf keinen Fall der Öffentlichkeit preisgeben – das wirft dann die Frage auf: was hat man hier zu verbergen und warum? -, oder die KölnTourismus GmbH erhebt und kennt diese Zahlen nicht. Das wiederum wirft die Frage auf: Wie kann ich eine Gesellschaft mit rund 80 Mitarbeitern ohne Kenntnis
dieser grundlegenden Zahlen auch nur ansatzweise vernünftig führen oder steuern?
Kurzum: Die KölnTourismus GmbH hat sich mit der Beantwortung unserer Anfrage keinen Gefallen getan.
Nun wird ein neuer Geschäftsführer gesucht. Der bisherige Geschäftsführer geht Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Per Stellenausschreibung wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht.
Wir fragen: Ist die Stadt Köln gut beraten, jetzt einen Geschäftsführer für eine Gesellschaft zu
suchen, deren bisheriges Geschäftsmodell durch die Marktentwicklung, insbesondere durch die
zunehmende Digitalisierung, erheblich infrage gestellt wird?
Dazu müssen Sie wissen, dass die KölnTourismus GmbH zwei Aktivitätenfelder hat. Das eine
sind die hoheitlichen Aufgaben. Da wird die Stadt Köln als Reiseziel vermarktet; Repräsentation
auf Messen findet statt. Der zweite Tätigkeitsbereich sind sogenannte gewerbliche Aufgaben. Da
geht es um Merchandising, um Verkauf von Stadtplänen und um Organisation von Führungen.
Diese zuletzt genannten gewerblichen Tätigkeiten haben in der Vergangenheit noch einen gewissen Deckungsbeitrag erwirtschaftet. Ehrlich gesagt, ist mehr als fraglich, ob das heute noch
so ist. Denn schauen Sie sich einmal die Situation rund um den Dom an: ein Souvenirladen neben dem anderen, die alle mehr oder weniger exakt das gleiche Sortiment haben. Außerdem erfolgen Information, Planung und Durchführung eines Köln-Besuches – das wissen Sie selber, wenn Sie in andere Städte reisen – heute weitgehend digital. Ich brauche immer weniger Stadtpläne und andere Druckerzeugnisse, sondern Google weist mir den Weg.
Vor diesem Hintergrund fragen wir: Gehört es zur Daseinsvorsorge der Stadt Köln, T-Shirts, Tassen und Taschenstadtpläne an Touristen zu verkaufen? Und: Sind die hoheitlichen Aufgaben der KölnTourismus GmbH nicht möglicherweise besser in der gerade neu entstehenden Wirtschaftsförderung aufgehoben?
Daher fordern wir:
Unterziehen Sie die KölnTourismus GmbH einer grundlegenden Aufgabenkritik. Prüfen Sie die gegenwärtige strategische Ausrichtung äußerst kritisch. Analysieren Sie insbesondere, ob die bestehenden Schnittstellen richtig definiert sind.
Solange dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, muss eine Aussetzung der laufenden Stellenausschreibung erfolgen. Das spart uns pro Jahr circa 260 000 Euro, also ziemlich genau den Betrag, den man jetzt von uns als Betriebskostenzuschuss haben möchte.
Wir haben gestern im Finanzausschuss lange über ein großes Sorgenkind unter unseren Beteiligungen gesprochen, bei dem wir in den nächsten Jahren etliche Millionen Defizit sehen werden. Wir haben auch darüber gesprochen, dass die finanziellen Handlungsspielräume in unserer Stadt deutlich enger werden.
Meine Damen und Herren, lassen Sie nicht zu, dass mit der KölnTourismus GmbH in der gegenwärtigen Aufstellung ein weiteres Sorgenkind für unsere Stadt hinzukommt.

– Vielen Dank.