Frau Oberbürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! –
Ich wollte jetzt noch sagen: „Liebe Freunde von der FDP!“; aber das ist ja schon wieder vorbei. –
Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die unsere Vaterstadt zu vergeben hat. Dementsprechend selten ist diese Ehrung erfolgt. In den letzten 20 Jahren wurden nur drei Personen geehrt.
Frau Hedwig Neven DuMont, die gleich mit einer vermutlich großen Mehrheit der Stimmen im Rat
als Ehrenbürgerin geehrt wird, erfährt diese Ehre, wenn wir der Vorlage glauben dürfen, aufgrund einer Reihe ehrenamtlicher, wohltätiger Engagements.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, damit wir uns gleich richtig verstehen: Wohltätiges, gemeinnütziges, ehrenamtliches Engagement verdient unsere Hochachtung. Dafür danke ich Frau Neven DuMont auch im Namen meiner Fraktion sehr herzlich.

(Beifall bei der AfD)

Aber – diese Frage muss erlaubt sein – warum bekommt Frau Neven DuMont den Preis, während andere ihn nicht bekommen, und warum bekommt sie ihn ausgerechnet jetzt? Gerade in einem Wahljahr ist so etwas ja ein sensibles
Thema. Denn jetzt soll eine Frau zur Ehrenbürgerin gemacht werden, die im letzten Wahlkampf ganz offen Werbung für Henriette Reker gemacht hat. Und wie wir nun erfahren, geht die Initiative zur Verleihung von genau dieser Oberbürgermeisterin aus,
(Niklas Kienitz [CDU]: Das ist ihr alleiniges Recht!)

die sich in diesem Jahr zur Wiederwahl stellt. Das für sich genommen hätte schon einen faden Beigeschmack. Aber wenn Frau Neven DuMont einen Kandidaten für ein öffentliches Amt unterstützt, macht sie das nicht nur mit der Autorität einer vielfältig wohltätig engagierten Frau, sondern auch mit dem Namen DuMont – einem Namen, der in Köln für eine ganz ungeheure Konzentration an Medien- und Meinungsmacht steht, und einem Namen, der schon ihrem verstorbenen Ehemann zur Ehrenbürgerwürde verholfen hat.

(Michael Weisenstein [DIE LINKE]: Sippenhaft gibt es bei uns Gott sei Dank nicht!)

Das ist dann mehr als nur ein fader Beigeschmack, mehr als ein böser Schein. Es gibt viele Menschen in Köln, die sich sozial, ehrenamtlich und wohltätig engagieren – im Verein, in der Kirchengemeinde, in der Nachbarschaft, in der Familie, im Umfeld. Viele von ihnen bringen große Opfer und haben nicht die Mittel der Familie DuMont. Sie alle verdienen es, heute hier zu stehen, und sie alle können sich mit Recht fragen, warum ausgerechnet und schon
wieder ein Mitglied dieser Familie diese besondere Ehre erfährt.
Die Antwort ist leider einfach: Frau Neven DuMont wird heute nicht wegen ihres wohltätigen Engagements geehrt. Wäre die Vorlage der Verwaltung ehrlich, müsste darin Folgendes stehen:
Die DuMonts standen mit ihren Zeitungen zu allen, wirklich allen Zeiten aufseiten der Mächtigen. Der Schwiegervater der Geehrten lieferte im Nationalsozialismus genehme Nachrichten für das Regime und wurde dafür hochdekoriert.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker: Sprechen Sie bitte zum Thema. Das ist die Ehrenbürgerschaft von Frau Hedwig Neven DuMont, nicht die Familie ihres Ehemannes.

(Lebhafter Beifall)

Sven Tritschler (AfD): Ich kann mir vorstellen, dass Sie das nicht gerne hören. – Die Familie ist sich dahin gehend treu geblieben. Sie suchte auch nach dem Krieg erfolgreich die Nähe zu den Herrschenden in dieser Stadt. Inzwischen beherrscht das Verlagshaus sämtliche Kölner Tageszeitungen, das Lokalradio und die Anzeigeblätter der Stadt – eine ungeheure Konzentration von Meinungsmacht, an der sich komischerweise niemand in der etablierten Politik oder bei den zuständigen Aufsichtsbehörden stört.
Das verwundert aber auch nicht, wenn man sich anschaut, welche Hofberichterstattung am Ende dabei in der Regel herauskommt.

(Zuruf von Ulrike Kessing [Bündnis 90/Die Grünen])

Die Oberbürgermeisterin und die hier vertretenen – und gerade herumbrüllenden – Altparteien brauchen nicht mit kritischem Journalismus zu rechnen, und diejenigen, die hier kritisch sind und politisch unkorrekte Meinungen vertreten, wie wir, brauchen überhaupt nicht mit Journalismus zu rechnen.
Deshalb wird man auch von dieser Rede keine Silbe in einer Kölner Tageszeitung lesen.

(Zuruf von der CDU: Gott sei Dank!)

Aber zum Glück sind wir darauf auch nicht mehr angewiesen, meine Damen und Herren.
Für all das, Frau Neven DuMont, danken Ihnen heute die Mehrheitsparteien hier im Kölner Rat – dafür und für nichts anderes. Dazu herzlichen Glückwunsch!

(Beifall bei der AfD)